Artikel von Simon Kälin, Vorstandsmitglied des Fussgängervereins Zürich, im Lokalinfo.

Die üppig wachsenden, nahrhaften und wohlschmeckenden tropischen Früchte auf den Bäumen: Das war eine wichtige Nahrungsgrundlage unserer Urvorfahren. Etwa so, wie das bei den wegen unserer Gier nach immer mehr Palmöl vom Aussterben akut bedrohten Orang-Utans heute noch der Fall ist. Dann passierte etwas Entscheidendes: Anfänglich vielleicht als blosse Laune der Natur, als genetisch bedingte Fehlentwicklung oder rein zufällige Mutation, entwickelte sich der aufrechte Gang – und damit die erste Fussgängerin bzw. der erste Fussgänger in der Geschichte der Menschheit. Eine im wahrsten Sinne des Wortes bahnbrechende Entwicklung. Und ein enormer Fortschritt aus Sicht der Evolution. Auch viele Jahrtausende später stellt das Zufussgehen für den Menschen die natürlichste und umweltfreundlichste Art der Fortbewegung dar. Zusammen mit den sportlicheren Varianten wandern, gehen oder joggen. Und aus Umweltsicht fast gleichauf mit dem Fahrrad fahren.

Die Fortbewegung zu Fuss in der Stadt ist heute offensichtlich nicht mehr so einfach, wie das vor der Erfindung des Verbrennungsmotors während Jahrhunderten der Fall war. Das Automobil hat den grössten Teil der Verkehrsflächen erobert. Mitten durch Zürich bewegen sich mächtige und schnelle Verkehrsströme, angetrieben von fossiler Energie und elektrischem Strom. Unsere Wirtschaft beruht auf immer rascher und rund um den Globus zirkulierenden Warenströmen, der Rohstoff- und Energieverbrauch ist immens und hat gravierende Folgen für die Umwelt und unsere Gesundheit.

Ein Lichtblick: Mit dem deutlichen Ja zur 2000-W-Gesellschaft hat die Stimmbevölkerung der Stadt Zürich vor wenigen Jahren die Weichen in eine neue, wesentlich umweltverträglichere Richtung gestellt. Die grösste energetische Effizienz bei der Mobilität hat naturgemäss der Fussverkehr. Kombiniert mit dem Fahrrad für die etwas längeren Strecken und Tram oder Bus. Vor diesem Hintergrund hat der Fussverkehr viel Zukunft vor sich – falls die Verkehrsplanung richtig aufgegleist wird. Doch steht es damit leider nicht immer zum Besten, wie die engagierte Arbeit des Fussgängervereins Zürich beinahe täglich zeigt. Der Verein engagiert sich für das Wohl der Fussgängerinnen und Fussgänger in der Stadt sowie für eine bessere Umwelt- und Lebensqualität für alle. Hauptforderungen sind ein dem Fussverkehr vorbehaltener Bewegungsraum, möglichst wenig Konfliktpotenzial mit anderen Verkehrsträgern und Sicherheit für zu Fuss Gehende. Man müsste meinen, dass das in unserer wachsenden Stadt selbstverständlich ist. Betrachtet man beispielsweise die Pläne für den anstehenden Umbau der Rämistrasse, ergibt sich ein anderes Bild: Die Trottoirflächen sollen durchgehend um 30 Prozent reduziert werden, bei gleichzeitiger Verbreiterung der Fahrspuren. Bergseitig entlang der Mauer sollen der Fuss- und Radverkehr gemischt geführt werden. Die Behörden müssten es eigentlich besser wissen, so sprachen sich Seniorinnen und Senioren bei der Umfrage einer Zürcher Tageszeitung klar gegen den Mischverkehr aus und wünschten sich mehr Platz auf dem Trottoir. Längere Grünphasen und mehr Sitzgelegenheiten wurden ebenfalls genannt.

Sollten auch Sie ein Problem im Zusammenhang mit dem Fussverkehr feststellen, können Sie mich als Gemeinderat und Vorstandsmitglied des Fussgängervereins gerne im Bürgerbüro an der Dolderstrasse 24 kontaktieren.